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„Wir haben es satt!“-Protest: Neustart Agrarpolitik Jetzt!

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„Wir haben es satt“-Bündnis fordert: Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir muss Agrarindustrie die Stirn bieten und Agrarwende voranbringen. Mehr als 1.500 Menschen beteiligen sich in den Sozialen Medien an der Online-Aktion „Staffellauch“.

Mit riesigen Stroh-Buchstaben haben heute über 60 Organisationen aus Landwirtschaft und Gesellschaft in Berlin eine nachhaltige Agrar- und Ernährungspolitik gefordert. Das „Wir haben es satt!“-Bündnis stapelte insgesamt 50 Tonnen Stroh vor dem Bundestag zu einem 4,5 Meter hohen Schriftzug „Agrarwende jetzt!“ auf. Damit unterstrichen die Demonstrant*innen ihre Erwartung an Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, jetzt für einen schnellen und entschlossenen Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft zu sorgen.

„Es ist höchste Zeit, dass die Höfe und Menschen in diesem Land wieder zu den Gewinner*innen der Agrar- und Ernährungspolitik zählen“, sagte Bündnis-Sprecherin Saskia Richartz. „Minister Özdemir muss jetzt das Feld für die Agrarwende bestellen. Das heißt: Umweltfreundliche Bewirtschaftung, artgerechte Haltung und Klimaschutz auf Acker und Teller müssen sich wieder lohnen.“

Fotos: Nick Jaussi

Ökolandbau muss zum Leitbild werden

Damit die Agrar- und Ernährungswende klappt, brauchen Höfe und Konsument*innen Transparenz, Verlässlichkeit und Zukunftsperspektiven. Die Bundesregierung muss das Höfesterben stoppen und sicherstellen, dass alle Menschen Zugang zu gutem pestizid- und gentechnikfrei hergestelltem Essen haben. Für den Klimaschutz müssen die Tierzahlen reduziert und artgerechte Tierhaltung muss ebenso wie der Ökolandbau zum Leitbild werden.

Mit Blick auf die Lobby-Interessen, die in der Vergangenheit die notwendigen Veränderungen blockierten, verlangt das Bündnis klare Kante vom Landwirtschafts- und Ernährungsministerium. „Özdemir muss der Agrarindustrie die Stirn bieten. Weder Chemie-, Milch- und Fleischkonzerne noch Bodenspekulanten dürfen in Zukunft die Agrarpolitik bestimmen,“ so Richartz. „Wir halten den Druck aufrecht und werden die Arbeit des Ministers kritisch begleiten. Wenn Cem Özdemir eine zukunftsfähige Politik macht, hat er die Unterstützung unserer Bewegung.“

Die Lage auf dem Land ist nach 16 Jahren unionsgeführter Agrarpolitik dramatisch: Schlechte Erzeugerpreise durch das Preisdiktat des Handels und die fatale Ausrichtung auf Export zwingen Bauernhöfe zum Schließen. Landwirtschaftlicher Boden wird immer mehr zum Spekulationsobjekt. Tierfabriken verdrängen bäuerliche Betriebe. Der Antibiotikamissbrauch bedroht unser aller Gesundheit. Klimakrise und Artensterben eskalieren.

Lauchstange und Traktoren für Agrarminister Özdemir

Schon am Vormittag waren Bäuer*innen als Teil der Aktion mit ihren Traktoren vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgefahren. Sie übergaben dort eine Protestnote mitsamt einer symbolischen Lauchstange an Bundesagrarminister Özdemir. Aufgrund der Pandemie fand die Protestaktion ansonsten ohne Menschenmenge statt. Das WHES-Bündnis hatte die eigentlich geplante Demonstration mit zehntausenden Teilnehmer*innen kurzfristig verschieben müssen und alle Unterstützer*innen aufgefordert, zuhause zu bleiben.

Stattdessen wurde der Protest kurzerhand in die Sozialen Medien verlegt. Bei der Online-Aktion „Staffellauch“ beteiligten über 1.500 Menschen mit eigenen Videobeiträgen, in denen sie eine Lauchstange virtuell immer weiterreichen. Der digitale Staffellauch fand bei der heutigen Treckerdemo schlussendlich in Agrarminister Özdemir seinen analogen Adressaten. Alle Videos von der Staffellauch-Aktion können auf der Bündnis-Webseite angeschaut werden. Ein Best-of-Video mit Bienen- und Imkerbeiträgen findet sich auf dem Instagram-Kanal der Aurelia Stiftung.

Die Aurelia Stiftung ist Teil des Trägerkreises der alljährlichen Wir-haben-es-satt-Demonstration und unterstützt die Präsenz der Bienen und Imker*innen bei den Protesten. Sarah Thullner, Agrarreferentin der Aurelia Stiftung, gehört zu den diesjährigen Redner*innen des digitalen WHES22-Bühnenprogramms.

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