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COP15: Warum die Weltnaturkonferenz für Bienen und Menschen so wichtig ist

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Noch bis zum 19. Dezember 2022 geht es im kanadischen Montreal um nichts weniger als die Rettung des Lebens auf unserem Planeten. Die dann beginnende COP15 ist die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen: die „Weltnaturkonferenz“. Neben der UN-Klimakonferenz ist sie die wichtigste internationale Konferenz der Welt. In diesem Artikel erklären wir, worum es geht, was die Aurelia Stiftung von der COP15 erwartet und warum auch wir die „Frankfurter Erklärung“ sowie die „Berliner Erklärung“ von mehr als 1.800 Wissenschaftler*innen unterstützen und deren konkrete Forderungen an die Politik.

Worum geht es bei der COP15?

Viel steht dieser Tage auf dem Spiel: Ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten weltweit ist bereits vom Aussterben bedroht. Wissenschaftler*innen warnen, dass die biologische Vielfalt in alarmierendem Maße weiter abnimmt. Beim Schutz der Biodiversität geht es nicht nur darum, die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Für eine intakte Natur sind zudem vielfältige Gene und Ökosysteme überlebensnotwendig – auch für uns Menschen.

Bei der COP15 geht es genau um diese Frage: Wie können die Staaten der Welt die biologische Vielfalt retten? Grundlage für die Konferenz ist das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt aus dem Jahr 1992 (Englisch: „Convention on Biological Diversity“, CBD), das von 196 Ländern ratifiziert oder angenommen wurde. Es regelt, wie die UN-Staaten die natürlichen Ressourcen nutzen und schützen sollen.

Einflussreiche Länder wie beispielsweise die Vereinigten Staaten haben das Abkommen allerdings bis heute noch nicht angenommen. Doch der Welt bleibt keine Zeit mehr für Taktieren, jetzt ist allerhöchste Zeit zum Handeln! Deshalb fordern Naturschutzorganisationen wie auch die Aurelia Stiftung einen auf zehn Jahre angelegten globalen Rahmen für intensive Schutzmaßnahmen. „Wir brauchen ein Signal für den Schutz der Biodiversität, das mit dem rechtlich verbindlichen Pariser Abkommen zum Schutz des Klimas vergleichbar ist“, sagte Dr. Madlen Ziege, Vorständin der Aurelia Stiftung.

Wie steht es aktuell um die Biodiversität weltweit?

Die Antwort lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: sehr schlecht. Das hat schon der fünfte globale Bericht der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt gezeigt („Global Biodiversity Outlook“, GBO5). Bereits Mitte September bewertete er, ob die Staaten ihre bisherigen Ziele zum Schutz der Biodiversität erreicht haben. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Kein einziges der 20 Ziele wurde vollständig erreicht und nur sechs teilweise.

In den meisten Ländern – auch in Deutschland – gibt es nach wie vor zu viele naturschädliche Subventionen sowie eine Landwirtschaft, die mehr zur Naturvernichtung beiträgt als die Artenvielfalt zu fördern. Außerdem sind weltweit viele für die biologische Vielfalt bedeutende Gebiete noch gar keine Schutzgebiete.

Was fordert die Aurelia Stiftung?

Dr. Madlen Ziege, Vorständin der Aurelia Stiftung, hat die „Frankfurter Erklärung“ mitgezeichnet, mit der Forscher*innen und Nichtregierungsorganisationen jüngst einen dringenden Appell an die Politik gerichtet haben. Gemeinsam fordern wir einen grundlegenden Wandel unseres Wirtschaftssystems: Weg von der Ausbeutung der Natur hin zu einem Wirtschaften in Einklang mit der Natur!

Unternehmen, die das Artensterben mitverursachen, müssen die gesellschaftlichen Kosten hierfür tragen. Diese immensen Summen dürfen nicht länger auf die Allgemeinheit oder künftige Generationen abgewälzt werden. Außerdem fordern wir einen raschen Abbau von umweltschädlichen Subventionen, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Verkehr. Wir stellen uns auch hinter das „30×30“-Ziel, dem zufolge bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen sind.

Auch hierzulande fehlt uns noch immer eine effektive Biodiversitätsstrategie mit überprüfbaren Zielen – analog den Klimazielen.

Die Aurelia Stiftung steht auch hinter der „Berliner Erklärung“, die 40 Wissenschaftler*innen im Mai veröffentlicht hatten und mittlerweile von etwa 1.800 Personen mitgetragen wird. Neben dem Abbau von umweltschädlichen Subventionen und dem 30×30-Ziel lauten die konkreten Forderungen an die Bundesregierung:

  • ein jährliches Budget in Höhe mindestens zwei Milliarden Euro für den Biodiversitätsschutz,
  • zusätzliche Mittel für den internationalen Legacy Landscape Fund, um weltweit noch etwa einhundert Großschutzgebiete dauerhaft für zukünftige Generationen zu sichern,
  • eine Politik, die sicherstellt, dass Lieferketten nicht zu weiterer Naturzerstörung führen,
  • eine internationale Arbeitsgruppe, die Klima- und Biodiversitätskrise zusammen denkt und angeht.

Wie ist der aktuelle Stand zu Beginn der Konferenz?

Deutschland hat zusammen mit weiteren 15 Ländern einen Zehn-Punkte-Finanzierungsplan angekündigt, der weitere Staaten, den Privatsektor und internationale Finanzinstitutionen zu Investitionen in den Schutz der Biodiversität aufruft.

Außerdem hat die Bundesregierung angekündigt, künftig jährlich 1,5 Milliarden für den internationalen Biodiversitätsschutz zur Verfügung zu stellen. Damit wurden die Mittel aus Deutschland zwar verdoppelt. Laut Berechnungen sind jedoch noch weitere 500 Millionen pro Jahr aus Deutschland nötig, um im internationalen Biodiversitätsschutz deutliche Fortschritte zu machen.

Die Regierung von Costa Rica macht einen neuen Anlauf mit der „High Ambition Coalition for Nature and People“, die sogenannte „HAC for Nature and People 2.0“. Sie setzt sich dafür ein, dass mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen weltweit wirksam geschützt werden.

Wissenschaftler*innen sowie Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie auch die Aurelia Stiftung fordern ein, dass wir jetzt weltweit noch entschlossener handeln. Das Zeitfenster, in dem wir überhaupt noch die Möglichkeit haben, Arten, die genetische Vielfalt und unsere Ökosysteme vor dem Aussterben oder dem Kollaps zu retten, schließt sich schnell und bald für immer. „Wir brauchen eine internationale Trendwende. Ein ambitioniertes Montreal-Abkommen mit verbindlichen Vorgaben muss der Startpunkt dafür sein“, sagte Dr. Madlen Ziege.

Zur Frankfurter Erklärung

Zur Berliner Erklärung

Zu unserem Artikel über die Ergebnisse des Weltnaturgipfels COP15

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