2 Jahre EuGH-Urteil zur Mutagenese

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Um Umwelt und Verbraucher*innen vor unkalkulierbaren Risiken zu schützen, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) 2018 in einem Grundsatzurteil, dass auch „neue Gentechnik“ reguliert werden muss. Das Gericht machte klar, dass Organismen, die mit der Genschere CRISPR/Cas verändert wurden, eine potenzielle Gefahr für Umwelt und Verbraucher*innen darstellen, solange diese nicht risikogeprüft und zugelassen werden.

Eine laufende Studie der EU-Kommission soll das EuGH-Urteil bis zum 30. April 2021 bewerten und darlegen, wie die Einhaltung der EU-Gentechnikgesetzgebung zukünftig sichergestellt werden kann. Umweltschützer fürchten, dass die Studie dazu missbraucht werden könnte, die bestehende Gentechnik-Gesetzgebung der EU aufzuweichen. Denn Gentechnikfirmen drängen massiv darauf, die ohnehin industriefreundliche Umweltrisikoprüfung für „neue Züchtungstechnologien“, sprich für Gentechnik, ganz auszusetzen. Das wäre katastrophal für den Umwelt- und Artenschutz.

Begriffe wie „neue Züchtungstechnologien“ oder „Genome Editing“, sollen dafür sorgen, das neue Gentechniken wie CRISPR/Cas und Gene Drives möglichst gar nicht mit Gentechnik in Verbindung gebracht werden, die von der überwältigenden Mehrheit der Verbraucher*innen aufgrund ihrer hohen Risiken zurecht abgelehnt wird .

Industrie strebt Deregulierung des Gentechnik-Rechts an

Wie wichtig und richtig das Gentechnik-Grundsatzurteil des EuGH ist, zeigte erst jüngst eine wissenschaftliche Publikation im Fachjournal Environmental Sciences Europe . In der Studie wird detailliert gezeigt, dass die neuen Gentechnikverfahren mit vielen neuen Risiken einhergehen. So können Eingriffe mit der Genschere CRISPR/Cas ein breites Spektrum unbeabsichtigter Veränderungen des Erbguts auslösen, die bis vor kurzem noch unbekannt waren. So präzise, wie von der Gentechnikindustrie gern behauptet wird, arbeitet die Genschere CRISPR/Cas nicht.

 

Hinter dem Drängen nach Deregulierung des Gentechnik-Rechts stehen handfeste wirtschaftliche Interessen. So soll die Biene, nach Rind und Schwein das drittwichtigste landwirtschaftliche Nutztier, mit Hilfe gentechnisch veränderter Bakterien »effizienter« gemacht werden. Auch »pestizidresistentere« Bienen sind geplant, wobei völlig außer Acht gelassen wird, dass nicht nur Honigbienen, sondern gerade auch Wildbienen und viele andere Wildtiere durch Pestizide geschädigt werden. Bei diesem Gentechnik-Verfahren, das sich im fortgeschrittenen Laborstadium befindet, sollen gentechnisch veränderte Bakterien in der Biene zum Einsatz kommen. Fachleute sprechen von einer „neuen Dimension von Umweltrisiken“, da sich die genmanipulierten Bakterien in der Umwelt unkontrolliert vermehren und so zu einer ernsten Bedrohung für Natur- und Artenschutz werden können.

Thomas Radetzki, Imkermeister und Vorstand der Aurelia Stiftung, erklärt: „Zwei Jahre nach dem Gentechnik Urteil des EuGH und im Nebel der Corona-Krise wirbt und lobbyiert die Gentechnik-Industrie so vehement wie nie zuvor für die Deregulierung der Risikoprüfung der sogenannten „neuen Gentechnik“, etwa um genmanipulierte Bakterien freisetzen zu können. Das wäre nicht nur für uns Imker fatal. Profitabel wirtschaften können wir auf Dauer nur, wenn wir die Resilienz der Ökosysteme stärken und sie nicht neuen unabsehbaren Gefahren aussetzen. Das ist auf Dauer die einzige Chance für die Menschheit, zu überleben.“

Petition »Schützt die Biene vor Gentechnik!« gestartet!

Die Aurelia Stiftung hat deshalb die Informations- und Unterschriftenkampagne  »Schützt die Biene vor Gentechnik!« ins Leben gerufen. Unter dem Motto »Nicht die Biene muss verändert werden, unser Verhalten muss sich ändern.« stellen wir drei wichtige Forderungen an die Bundesregierung:

  1. Das Gentechnik-Grundsatzurteil des EuGH darf nicht dereguliert werden.
  2. Gemäß dem Vorsorgeprinzip der EU darf es keine Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen geben, deren Ausbreitung nicht zuverlässig kontrolliert werden kann. Nur so haben Verbraucher*innen die Wahlfreiheit, gentechnikfreie Lebensmittel zu kaufen.
  3. Wir fordern gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Save our Seeds, dass sich die Bundesregierung für ein weltweites Moratorium bei der Freisetzung von Gene Drive Organismen einsetzt.

Bitte unterschreiben und verbreiten Sie unseren Aufruf „Schützt die Biene vor Gentechnik!”:
www.biene-gentechnik.de

 

Ansprechpartner:

Bernd Rodekohr
Kampagnenleitung “Schützt die Biene vor Gentechnik!”

Florian Amrhein
Leitung Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 030 577 00 39 66

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