INSPIRATION BIENE

Die Aurelia Stiftung agiert seit ihrer Gründung als unabhängige Fürsprecherin der Bienen. Doch warum gerade Bienen? Was ist an diesen kleinen Insekten so besonders, dass sie eine eigene Stimme brauchen?

Bienen sind Wunder der Natur. Sie dienen uns als Indikator für den Zustand unserer Umwelt. Für unser Ökosystem ist die Biene unersetzlich, denn sie erhält die Vielfalt von Wild- und Nutzpflanzen, trägt zu unserer Ernährung bei und verringert sogar den Treibhauseffekt. Umgekehrt bedeutet das allerdings: Was Bienen und anderen Bestäubern schadet, schadet der Natur und gefährdet unsere Lebensgrundlagen. Das Sterben von Bienen und bestäubenden Insekten zeigt uns, wie es um unsere eigenen Überlebenschancen bestellt ist.

 

Die Biene: Eine alte Faszination

Seit jeher dient die Biene dem Menschen als Quelle der Inspiration. Ob in Wandmalereien aus der Steinzeit oder als Symbol in Heiligtümern des antiken Ägypten. Die Geschichte des Menschen ist aufs Engste mit der Biene verbunden. Seit vierzig Millionen Jahren bestäuben Bienen auf der Suche nach Nahrung unermüdlich und unentgeltlich unzählige Blüten und stiften damit Fruchtbarkeit, Leben und Zukunft. Und dabei ist die Biene das einzige Lebewesen, das sich aus der Natur ernährt, ohne dabei etwas zu zerstören.

In Kunst und Kultur hat die Biene im Verlauf der Jahrhunderte die unterschiedlichsten Bedeutungen erhalten, unter anderem als Symbol für Fruchtbarkeit. Bienen waren die heiligen Tiere der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter und ihrer Tochter Persephone. Und auch als Symbol der Göttin Artemis war die Biene bekannt. Ihre Priesterinnen und entsprechend eingeweihte Frauen hießen Melissai, was sich mit „Bienen“ übersetzen läßt. Die antiken Dichter nannten Bienen auch die „Vögel der Musen“. So sollte der Genuss von Honig die Weisheit, Beredsamkeit und Dichtkunst fördern. Auch unter den Göttern war Honig als heilige Speise sehr beliebt. Schon der Göttervater Zeus wurde als Kind mit Milch und Honig groß gezogen.

Bei den Honigwein trinkenden Kelten oder bei den Galliern stand die Biene für Weisheit und Unsterblichkeit der Seele. Im Mittelalter wiederum wurde sie zum Inbegriff des Fleißes. Sie wurde häufig allein oder mit Imker:innen bei der Arbeit in wissenschaftlichen Abhandlungen dargestellt. Bienen wurden auch häufig als Symbol des Königtums verwendet – bilden sie schließlich einen Staat, an dessen Spitze eine Königin steht. Häufig zierten Bienen daher das Wappen königlicher oder päpstlicher Familien wie beispielsweise beim Bienenbrunnen – Fontana delle Api – der italienischen Familie Barberini.

Bienen inspirierten auch im 19. und 20. Jahrhundert berühmte Künstler – darunter Salvador Dalí oder Joseph Beuys. Dabei rückten Bienenstöcke, Waben- und Wachsstrukturen immer mehr ins Zentrum der Kunst und wurden zu eigenständigen Kunstwerken. Dazu zählt auch die Skulptur „Der Bien zwischen Himmel und Erde“ von Günther Mancke. Es handelt sich dabei um eine freitragende Hohlkugel aus Bienenwachs, die auf einem Kubus steht. Die Kugel ist einer Königinnen-Brutzelle nachempfunden, welche im Anfangsstadium noch rund ist.

Das Problem: Der Bienenschwund

Die Faszination für die Biene ist längst in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts angekommen. Doch auch wenn zunehmend Menschen über sie reden, sich vom Wesen und dem komplexen Organismus eines Bienenvolkes begeistern lassen und die Bedeutung von Honig und Wildbienen erkennen, geht die Gefährdung der Bienenarten weitgehend unvermindert weiter. Wir sind davon überzeugt, dass sich daran nur etwas ändert, wenn in Politik, Landwirtschaft und Imkerei sowie an Schulen und Hochschulen die essenzielle Bedeutung dieser Lebewesen für unser aller Leben erkannt wird. Wir brauchen ein neues grundsätzliches gesellschaftliches Verständnis für die Signifikanz von Bienen. Daran arbeiten wir mit unseren Projekten.

Weltweit nimmt der Bestand von Bienen in Ländern mit intensiver, auf Ackergifte, massive Düngung und großräumige Monokulturen setzende Landwirtschaft in beängstigendem Ausmaß ab. Blütenlose Monokulturen bedeuten aus Bienensicht wüstenähnliche Lebensbedingungen und Hunger. Außerdem setzen ihnen Parasiten und Krankheiten, aber auch Klimaerwärmung und Umweltgifte zu. Der ignorante Umgang mit den Lebensgrundlagen der Bienen ist erstaunlich unklug, macht man sich klar, dass die Bienen nicht nur eine Schlüsselfunktion im Naturhaushalt, sondern auch für die Wirtschaft haben.

 

Bienen und Wirtschaft: Echte Nachhaltigkeit

Gemessen an dem materiellen Wert der Bestäubungsarbeit, die Bienen leisten, ist der Bienenhonig im Grunde nur ein Nebenprodukt. Die Biene steuert jährlich mehr als 150 Milliarden Euro zur Weltwirtschaft bei. Schließlich werden rund 80 % aller auf Bestäubung angewiesenen Nutzpflanzen durch Bienen bestäubt. Nicht nur verdeutlicht das, wie sehr wir als Menschheit auf bestäubende Insekten angewiesen sind. Wir müssen uns auch bewusst machen, wie klug, effizient und nachhaltig die Bienen wirtschaften.

Durch angepasstes Verhalten in jeder Situation, an jedem Ort und in jeder Funktion ihrer Lebensphasen finden die Bienen als Gesamtorganismus ins Gleichgewicht des Nötigen, das als Suffizienz bezeichnet wird. Sie praktizieren eine ressourcen- und energieneutrale Kreislaufwirtschaft, die sich selbst versorgt. Eine solche Wirtschaftsform zu entwickeln, ist dem Menschen bis heute nicht annähernd gelungen. Unser Ressourcen- und Energieverbrauch verharrt auf hohem Niveau.

Fortwährende Inspiration: Die Biene als Vorbild

Das faszinierende Zusammenwirken im Bienenvolk und die hochspezialisierten Lebensweisen vieler Wildbienen sind schon um ihrer selbst willen schützenswert. Das Summen und der schöne Flug von Honigbienen, Solitärbienen, Schmetterlingen und Hummeln beseelen die Landschaft. Staatenbildende Bienen nehmen einander wahr und treten zu Tausenden miteinander in Beziehung, in einer für uns unvorstellbar differenzierten Art und Weise.

Bienen handeln lern- und anpassungsfähig auf Grundlage einer genetisch verankerten Intelligenz, die sich am Erfolg des Ganzen orientiert. Ohne die einzelne Biene gäbe es das Ganze nicht. Andersherum gibt es auch keine Honigbiene ohne ein Volk. Alleine kann weder die Arbeiterin noch der Drohn und ebenso wenig die Königin existieren. Deswegen leben die Bienen nicht nur miteinander, sondern auch füreinander.

Als gemeinnützige Stiftung ist es uns ein Anliegen, diese erstaunlichen Naturphänomene zu würdigen und unsere Arbeit zum Schutz der Bienen und Bestäuber soweit wie möglich nach diesem Prinzip auszurichten. Wir möchten gemeinsam mit Ihnen eine summende Zukunft und eine am Gemeinwohl orientierte Gesellschaft schaffen. Unterstützen Sie uns jetzt! 

 

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