Der urbane Raum ist bunt und strukturreich. Es gibt Gärten, Parks, Blüh- und Grünflächen, Wälder, Weg- und Straßenränder sowie Gewässer. Die Flächen werden von Kommunen, Firmen oder Privatpersonen gepflegt oder bewirtschaftet. Der Aurelia Stiftung liegt dabei das pestizidfreie und naturnahe Arbeiten am Herzen. Nur so können sich Insekten und Bestäuber in unseren Städten wohl fühlen. Durch einfache Maßnahmen können wir ideale Lebensräume für sie schaffen.
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Hotspots der Artenvielfalt
Städte zeichnen sich nicht nur durch eine größere kulturelle Vielfalt aus – sie stellen häufig auch Hotspots der biologischen Vielfalt dar. Berlin ist dafür ein besonders gutes Beispiel: In der deutschen Hauptstadt kommen mehr als 20.000 wilde Tier- und Pflanzenarten vor. Rund 320 der insgesamt 565 in Deutschland heimischen Wildbienenarten sind hier anzufinden. In ländlichen Gegenden und insbesondere auf landwirtschaftlichen Flächen sucht man eine solche Vielfalt oftmals vergeblich.
Städte haben deshalb eine besondere Bedeutung für den Schutz und die Förderung biologischer Vielfalt. Kommunen und Länder wie auch Unternehmen, Privatgärtner*innen und Kleingartenvereine können auf unterschiedliche Weise zur Förderung der städtischen Artenvielfalt beitragen.


Was können Kommunen für die Artenvielfalt tun?
Große Potenziale liegen in der Gestaltung und Pflege öffentlicher Flächen. Noch immer werden Pestizide an Straßen, Wegen, Spiel- und Sportplätzen eingesetzt, um diese von Gräsern und Kräutern zu befreien. Was für viele Menschen einfach nur „Unkraut“ ist, stellt jedoch für Bienen und andere blütenbesuchende Insekten eine potentiell wichtige Nahrungsquelle bzw. einen wichtigen Lebensraum dar.
Ist eine pestizidfreie Bewirtschaftung öffentlicher Flächen überhaupt möglich? Durchaus! In bereits über 500 deutschen Städten wird auf Pestizide verzichtet – in einigen von ihnen schon seit mehr als 20 Jahren. Auch der Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ hat aufgezeigt, wie viele Möglichkeiten Kommunen haben, um den Lebensraum Stadt für Pflanzen und Tiere zu fördern und zu schützen. Von der Renaturierung von Gewässern bis hin zum Anlegen von Nisthilfen für Insekten: Kommunen können auch schon mit überschaubarem Aufwand viel für die Artenvielfalt tun.
Besonders wichtig dabei ist, dass die Anwohnerschaft aufgeklärt und somit die Akzeptanz für die Maßnahmen geschaffen wird. Naturbelassene Wiesen, blühende Straßen- und Wegränder oder auch Streuobstwiesen in Parks sollten das allgemein akzeptierte, neue Schönheitsideal für urbane Grünflächen werden. Auch Dächer sollten noch viel grüner und bunter werden. Für eine insektenfreundliche Dachbepflanzung kommen grundsätzlich alle möglichen Dächer mit geringer Lastreserve infrage, die nicht anderweitig genutzt werden: zum Beispiel Garagen, Wohnhäuser, Industrie- oder Gewerbehöfe.
Flächenversiegelung und Lichtverschmutzung sind weitere Faktoren, die sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken. Auch hier können Kommunen durch insektenfreundliche Straßenbeleuchtung schnell und gezielt Maßnahmen ergreifen. Leuchtstoff- und Halogenmetalllampen können durch stromsparendere LED-Lampen ausgetauscht werden. Diese haben einen geringeren Anteil an blauem Licht und wirken daher weniger anziehend auf Insekten. Zudem sollten bevorzugt Straßenlampen installiert werden, die nach oben hin geschlossen sind und somit möglichst wenig abstrahlen. Auf diese Weise stellt unserer Straßenbeleuchtung keine nächtliche Todesfalle mehr für Insekten dar.
Was können Unternehmen für die Artenvielfalt tun?
Nicht bloß die Kommunen sind gefragt, durch eine naturnahe Gestaltung ihrer Flächen mehr Lebensraum für Insekten und andere Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Bodenversiegelung für Parkplätze und Wege sollte auch auf Firmengeländen und Privatgrundstücken so gut es geht minimiert werden. Die noch immer sehr beliebten, weil pflegeleichten Kiesstreifen und Schotterbeete können mit wenig Aufwand in insektenfreundliche Beete, Blühstreifen und Hecken rückverwandelt werden.
Die Heinz Sielmann Stiftung unterstützt Firmen durch ihre Initiative „Naturnahe Firmengelände“, ihre Flächen naturnah zu gestalten. Dabei entwickeln sie nicht nur Konzepte und begleiten das Unternehmen bei der Umsetzung, sondern prüfen auch den Erfolg der Maßnahmen durch artspezifisches Monitoring und schulen die Mitarbeiter*innen zum Thema Biodiversität. Der Bau von Kräutergärten nach Bio-Richtlinien, Dachbegrünung, Staudengärten oder Magerwiesen fördern nicht nur die Artenvielfalt, sondern können auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen nachhaltig verbessern.


Was können Gartenbesitzer*innen und Kleingartenvereine für die Artenvielfalt tun?
Gärten sind ganz besondere Lebensräume. Nicht nur für Menschen sind sie Oasen der Erholung, auch für Tiere – insbesondere Insekten – stellen sie wichtige Rückzugsorte dar. In Deutschland gibt es mindestens 20 Millionen private Hausgärten und rund 893.000 Kleingärten (Schrebergärten). Zusammen nehmen sie eine Fläche von circa 930.000 Hektar ein; ein Gebiet doppelt so groß wie alle deutschen Naturschutzgebiete zusammen. Viel Platz also, um Insekten, Vögeln, Amphibien und Co. ausreichend Lebensraum und Nahrungsquellen zu bieten.
Grundsätzlich gilt: Je naturnaher ein Garten gestaltet ist, desto interessanter ist er für Bienen und andere Tiere. Bäume und Hecken, Sand- und Komposthaufen oder auch liegengelassener Grünbeschnitt und morsche Baumstümpfe bieten zahllosen Tierarten Nistmöglichkeiten und Unterschlupf. Viele Wildbienenarten sind beim Nisten auf Totholz, abgestorbene Pflanzenstängel, leere Schneckenhäuser, freiliegende Sand- oder Lehmböden angewiesen.
Um ein lebendiges Treiben im Garten sicherzustellen, sollte auf den Einsatz von Pestiziden komplett verzichtet werden. Pestizide können längst nicht nur für Bienen und Insekten gefährlich werden! Die Aurelia Stiftung setzt sich für ein Komplettverbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln für Haus- und Kleingärten ein. 2019 haben wir dazu eine umfassende Recherche und ein daraus abgeleitetes Forderungspapier veröffentlicht.
Kleingartenvereine können einen Beitrag leisten, indem sie darauf achten, dass in den Kleingärten naturnah gegärtnert wird. Der Landesverband Sachsen der Kleingärtner e.V. (LSK) hat zum Beispiel neun Grundregeln für einen ökologischen Garten und erfolgreichen Einstieg in das naturnahe Gärtnern aufgestellt.

Imkerei in der Stadt
In der Stadt herrscht über eine lange Zeitspanne im Jahresverlauf ein reichhaltiges Angebot an Blütenpflanzen. Die Honigbienen der Stadtimker*innen holen sich ihren Nektar von den Blüten der Alleebäume, von blühenden Dächern und Balkonens oder aus dem nahegelegenen Stadtpark. Irgendwas blüht eben immer in der Stadt. Kein Wunder also, dass sich die Imkerei in der Stadt immer größerer Beliebtheit erfreut. Ob in New York, Paris oder Berlin – in den Metropolen boomt die Stadt-Imkerei.
Die Aurelia Stiftung hat ein Forschungsprojekt zum Thema Stadtimkerei unterstützt. Es ist Bestandteil des Forschungsprojekts BeeCultures von Dr. Martin Gruber am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft der Universität Bremen der Universität Bremen.